Das heu­ti­ge Datum soll­ten Sie sich rot im Ka­len­der an­strei­chen: mit die­sem Tag führt der G. Henle Ver­lag neue und bahn­bre­chen­de Ge­stal­tungs­richt­li­ni­en für aus­ge­wähl­te Titel des Kam­mer­mu­sik­re­per­toires ein. Neben den bei­den bis­lang ent­hal­te­nen Ein­zel­stim­men – im Ur­text sowie mit Fin­ger­sät­zen und Strich­be­zeich­nun­gen ver­se­hen – wird in Zu­kunft eine drit­te Stim­me bei­ge­legt: die so­ge­nann­te auf­ge­räum­te Stim­me.

Der Ver­lag folgt damit einem immer häu­fi­ger ge­äu­ßer­ten Wunsch sei­tens der Mu­sik­pra­xis, bei dem kom­ple­xen No­ten­bild der spät­ro­man­ti­schen und früh­mo­der­nen Kom­po­nis­ten für grö­ße­re op­ti­sche Klar­heit zu sor­gen. „Sie kön­nen sich nicht vor­stel­len, wie viele ver­zwei­fel­te Brie­fe und Emails wir zu die­sem Thema er­hal­ten“, er­läu­tert Dr. Wolf-Die­ter Seif­fert, Ge­schäfts­füh­rer des G. Henle Ver­lags. „Es war Zeit für einen Neu­an­fang.“

Zu­sam­men mit dem Schwei­zer Gra­fi­ker Uli Russ­wehr wurde daher ein in­no­va­ti­ves Lay­out ent­wi­ckelt, das alten ty­po­gra­phi­schen Bal­last über Bord wirft und Maß­stä­be für den No­ten­druck im 21. Jahr­hun­dert set­zen wird. Ein Blick auf eine Bei­spiel­sei­te aus un­se­rer ers­ten auf­ge­räum­ten Aus­ga­be – Max Re­gers Vio­lin­so­na­te op. 107 – dürf­te ge­nü­gen, um sich von der her­vor­ra­gend ge­lun­ge­nen Um­set­zung zu über­zeu­gen:


(zum Ver­grö­ßern an­kli­cken)

Erste Re­ak­tio­nen aus Mu­si­ker­krei­sen zeu­gen von einer be­geis­ter­ten Auf­nah­me der neuen auf­ge­räum­ten Stim­me. So twit­ter­te der ame­ri­ka­ni­sche Gei­gen­vir­tuo­se Al Pri­prail um­ge­hend: „Eine wun­der­ba­re Idee! So kann ich zu­nächst in aller Ruhe die Vor­zei­chen stu­die­ren und mich beim Spie­len voll auf die Noten kon­zen­trie­ren.“ An­de­re Mu­si­ker lob­ten die äs­the­ti­sche Bal­ken­set­zung oder die me­di­ta­ti­ve Wir­kung von 50 No­ten­li­ni­en über­ein­an­der, die der bier­schwe­ren Be­hä­big­keit von Re­gers Musik neue spi­ri­tu­el­le Di­men­sio­nen er­schließt.

Der mu­ti­ge Schritt des Ver­lags stößt also auf viel po­si­ti­ve Re­so­nanz. Doch Seif­fert schaut be­reits in die Zu­kunft: „Als nächs­ter Schritt sind die Fak­si­mi­le-Aus­ga­ben an der Reihe. Oder kön­nen Sie in einem Beet­ho­ven-Au­to­graph ein Vor­zei­chen von einem Tin­ten­klecks un­ter­schei­den? Hier gibt es noch viel auf­zu­räu­men.“ Wun­dern Sie sich also nicht, wenn dem­nächst in un­se­rem Ka­ta­log neben den Dia­bel­li-Va­ria­tio­nen auch die DVaa­abe­ei­i­i­illnn­ort- zu fin­den sind…

Dieser Beitrag wurde unter G. Henle Verlag, Montagsbeitrag, Notation, Reger, Max, Violinsonate op. 107 (Reger) abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setzen Sie ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten auf »Frühjahrsputz – neue Gestaltungsrichtlinien im Hause Henle«

  1. Nick sagt:

    Köstlich! Rex Mager wäre sicher mit dem Layout einverstanden gewesen und hätte sich liebevoll geäußert… ;-)

    • Hector Schulz sagt:

      Wieso “gewesen”? Kennen Sie etwa immer noch nicht die höhere Wahrheit?
      Hier kommt sie:
      http://www.wholejoy.com/I/FredericChopin.html

      Deshalb wünsche ich auch der heute verstorbenen großen Filmschauspielerin Ruth Leuwerik kein “R.I.P.”, was es nie gab, sondern vielmehr ein frohes Wiedersehen!

      Bis zum Mai, seinem 100. Todestag, sollten alle Reger-Fans eingeweiht sein.

  2. Lars sagt:

    Ursus Wehrli – um auch den Künstler zu nennen, der diese Idee publizierte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert