„Frei aber einsam“ – eine außergewöhnliche Sonate und ihre Neuedition

Unsere im heutigen Blogbeitrag vorgestellte neue Urtextausgabe HN 1572 ist in vieler Hinsicht etwas ganz Besonderes. Das fängt gleich mit dem Titel an: Noch nie gab es eine Henle-Partitur, auf deren Cover gleich drei Komponistennamen stehen – Albert Dietrich, Robert Schumann und Johannes Brahms. Doch man soll ein Buch bekanntlich nicht nach dem Umschlag beurteilen, und so wollen wir uns intensiv dem Inhalt widmen und die Entstehung dieser ungewöhnlichen Gemeinschaftskomposition, der F.A.E.-Sonate für Violine und Klavier, etwas genauer beleuchten.

Hierfür könnten wir keinen besseren Experten finden als den Herausgeber dieser Neu­edition, Dr. Michael Struck, bis 2018 hauptamtlicher und seither ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Johannes Brahms Gesamtausgabe Kiel, zudem auch exzellenter Kenner des Oeuvres von Robert Schumann. Mit ihm habe ich das folgende Interview geführt. Weiterlesen

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Ein schwerer Fall: Chopins h-moll-Sonate op. 58 im Urtext

Frédéric Chopin (1810–1849)

Die letzte Klaviersonate op. 58 von Frédéric Chopin ist voller beglückender musikalischer Momente. Strenge Musik-Analysten bemängeln bisweilen ihre etwas wuchernde Form, aber für mich persönlich ist die h-moll-Sonate ganz große Klaviermusik. Leider auch sehr schwere Klaviermusik: Die technischen Anforderungen sind immens, und als Hobbypianist kommt man hier schnell an seine Grenzen (deswegen hier eine Aufnahme von Dinu Lipatti). Schwer ist die Sonate aber auch aus editorischer Perspektive, und diese Einsicht traf mich als Herausgeber der neuen Urtext-Ausgabe (HN 871) etwas unerwartet. Weiterlesen

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„Gabriella‘s sång“ von Brahms?

Für Stefan Nilsson (+ 25. Mai 2023)

Während meiner Vorbereitungen für einen Vortrag zu den Klaviertrios von Johannes Brahms, den ich am 28. Januar 2023 in Schloss Elmau hielt (hier der komplette Mitschnitt), befasste ich mich auch erstmals intensiver mit dem Johannes Brahms unterschobenen Klaviertrio in A-dur. Das Trio ist fraglos ein musikalisch beeindruckendes Stück Musik, und es verwundert, dass dessen begabter Komponist bis heute unbekannt geblieben ist. Das Trio E.T.A., das während meines Elmauer Vortrags liebenswürdigerweise etliche Hörbeispiele live vortrug, ist fest davon überzeugt, dass es sich bei diesem viersätzigen Klaviertrio aus stilistischen Gründen nur um ein Werk des jungen Brahms handeln kann. Deshalb improvisierten wir gegen Ende meines Vortrags ein freundschaftliches Streitgespräch zu diesem „Werk ohne Autor“, währenddessen das Trio E.T.A. auch einige Ausschnitte daraus spielte (siehe Video ab: 1:03:35 ff.). Weiterlesen

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Rachmaninows Paganini-Rhapsodie und die Schätze in der Library of Congress

Quellenmappen im Verlagsarchiv

Es gehört zu meinen großen Privilegien als Urtextherausgeber und -lektor, dass ich gelegentlich zu den Quellen reisen darf, und für mich zählten schon immer die Aufenthalte im Performing Arts-Lesesaal der Library of Congress zu den Höhepunkten des Arbeitslebens. Unter den kaum überschaubaren Schätzen in Washington D.C. findet sich auch das Autograf von Rachmaninows Paganini-Rhapsodie. Weiterlesen

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Rachmaninow und kein Ende: einige Anmerkungen zu Opus 3 und Opus 16

Vielleicht übertreibe ich es – trotz des Jubiläumsjahrs – etwas mit meinen Blogbeiträgen zum Thema Rachmaninow…😊 Allerdings zeigen uns die Verkaufszahlen und die fast täglichen Anfragen per Email nach weiteren Ausgaben, wie riesengroß weltweit das Interesse an Rachmaninows Musik ist. Für Nachschub in unserem Katalog ist zumindest gesorgt: zuletzt erschienen die beiden Klavierzyklen Morceaux de fantaisie op. 3 (HN 1491) und die Six Moments musicaux op. 16 (HN 1492). Und obwohl Rachmaninow ein sehr genauer Korrekturleser seiner Erstausgaben war, fanden sich im Zuge der Edition doch wieder einige interessante Details und Fehler, die in Nachdrucken bis heute stehengeblieben waren.
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Neues aus der tiefen Lage: Koussevitzkys Kontrabasskonzert op. 3 endlich in Urtext-Qualität

Serge Koussevitzky (1874-1951)

Kenner des Henle-Katalogs wissen bereits, dass der Dresdner Kontrabassist Tobias Glöckler bei uns regelmäßig mit exzellenten Neuausgaben für sein Instrument hervortritt. Nach den klassischen Solokonzerten (Dittersdorf, Vanhal, Hoffmeister) und Solostücken aus dem 19. Jahrhundert (Dragonetti, Rossini, Saint-Saëns) hat er sich nun an eines der großen romantischen Konzerte gesetzt: Serge Koussevitzkys 1905 in Moskau uraufgeführtes Kontrabasskonzert in fis-moll – eines der wichtigsten Werke überhaupt im Repertoire der Bassisten.

Klavierauszug und Studien-Edition der Partitur sind vor wenigen Wochen erschienen; Dirigierpartitur und Orchestermaterial dazu werden vom Leipziger Hofmeister-Verlag in Kürze vorgelegt. Damit haben die Kontrabassisten rund um den Globus jetzt eine verlässliche Grundlage für die Beschäftigung mit diesem zentralen Werk. Wie sehr diese bisher fehlte, schildert Herausgeber Tobias Glöckler im Gespräch. Weiterlesen

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Zur Erstfassung von Verdis Streichquartett – Interview mit Anselm Gerhard

Giuseppe Verdi (1813–1901), Fotografie von Ferdinand Mulnier, um 1875

Unsere kürzlich erschienene Neuedition von Giuseppe Verdis Streichquartett in e-moll (Studien-Edition HN 7588 sowie Urtext-Stimmenedition HN 1588) wartet mit einer kleinen Sensation auf. Denn der Herausgeber, der Verdi-Forscher Anselm Gerhard, emeritierter Professor für Musikwissenschaft in Bern, entdeckte vor kurzem im Nachlass des Komponisten eine bis dato unbekannte Erstfassung (als Anhang enthalten in HN 7588 sowie als Stimmenedition verfügbar in der Henle Library App). Zur Geschichte dieser Entdeckung und zu den Konsequenzen in der Einschätzung dieses einzigen größeren Kammermusikwerks Verdis haben wir Anselm Gerhard zu einem Interview gebeten. Weiterlesen

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Mehr Plattformen, spannende Funktionen – Neues zur Henle Library App!

Fast genau ein Jahr ist vergangen, seit ich an dieser Stelle über die Weiterentwicklung unserer Henle Library App berichtet habe. Höchste Zeit, unsere mehr als 63.000 aktiven User und alle hoffentlich bald Dazustoßenden auf Stand zu bringen. Viel hat sich getan, doch der Reihe nach:

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Happy birthday, Sergej! Ein frischer Blick auf Rachmaninows Préludes zu seinem 150. Geburtstag

Zum Thema Sergej Rachmaninow haben wir im Henle-Blog schon etliche Artikel veröffentlicht, doch in diesem Jahr darf ein Beitrag zu ihm ganz sicher nicht fehlen. Schließlich feiert der Komponist 2023 seinen 150. Geburtstag und steht daher bei uns ganz besonders im Zentrum der Aufmerksamkeit. Zum Jubiläumsjahr werden wir nicht nur mehrere brandneue Rachmaninow-Urtextausgaben herausbringen (freuen Sie sich z. B. auf die Paganini-Rhapsodie und das 3. Klavierkonzert), sondern haben uns auch eine zusätzliche Überraschung überlegt… Weiterlesen

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Lücken in der Notierung. Zu Liszts „Mazeppa“-Etüde

Kürzlich wurden wir auf eine Stelle in unserer Edition von Franz Liszts Études d’exécution transcendante (HN 717) aufmerksam gemacht, die bisher in keiner bekannten kritischen Ausgabe kommentiert wird. Ben Yin, Klavierschüler von Prof. Claudius Tanski an der Universität Mozarteum in Salzburg, fiel beim Studium der berühmt-berüchtigten Mazeppa-Etüde (Nr. 4 der Études d’exécution transcendante) auf, dass beim ersten Auftritt des Themas (T. 7 ff.) die Außenstimmen – im Gegensatz zu der von beiden Händen abwechselnd gespielten Mittelstimme – die Takte im 4/4-Metrum nur unvollständig ausfüllen: Weiterlesen

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