Ges­tern Abend war ich ein­mal mehr auf dem welt­be­rühm­ten Mün­che­ner Ok­to­ber­fest und saß im Fest­zelt bei einer guten Mass Bier. Mir ge­gen­über saßen vier (schon ziem­lich lus­ti­ge) Män­ner, die sich als „ewige Mu­si­kan­ten“ vor­stell­ten. Deren Namen konn­te ich nicht so rich­tig ver­ste­hen (im Zelt wurde näm­lich von der Ka­pel­le sehr laut „Musik“ ge­spielt). Aber ihr Aus­se­hen und ihre Ge­sprä­che kamen mir ir­gend­wie selt­sam, ja „alt­mo­disch“ vor – und plötz­lich war mir klar, WER da an mei­nem Tisch saß. Kaum zu glau­ben, aber wahr!

„Ja, meine Her­ren, be­stel­len wir jetzt noch eine Mass Bier?“, frag­te mit ge­pfleg­tem Gar­mi­scher Dia­lekt der ele­gan­tes­te der Her­ren. „Höchs­te Zeit, al­ler­höchs­te Zeit!“, rief mit einem Grin­sen der Dicke mit Bril­le auf der Nase, „ich drohe zu ver­durs­ten!“ – „Ich zähle ja nicht mit, wer­ter Fu­gen-Re­ger, hihi, Re­ger-Neguf, und gönne Ihnen na­tür­lich Ihre 11. Mass Bier, aber mei­nen Sie nicht, wir soll­ten es lie­ber ein biss­chen mez­zo-pia­no an­ge­hen?“ schal­te­te sich mit hoher Stim­me der­je­ni­ge ein, den sie lie­be­voll Amadé (oder so ähn­lich) nann­ten. „Ach woher, lasst uns doch we­nigs­tens ein­mal im Jahr das gute baye­ri­sche Bier ge­nie­ßen“, mein­te der Gar­mi­scher, „zumal wir Bay­ern das Bier ja maß­voll trin­ken“ – dar­auf­hin wie­der der Amadé: „Sie mei­nen wohl – wer­ter Ka­pell­meis­ter Ri­chard – maß­voll in Mas­sen?“ – „Wie ge­fällt Ihnen, hoch­ge­schätz­te baye­ri­sche Kol­le­gen, ei­gent­lich das neue Cover vom G. Henle Ver­lag? Die sind zwar echte Bay­ern – aber fin­den Sie das Cover nicht doch ein wenig zu an­bie­dernd?“ frag­te der Max in die Runde. Seine Frage ging je­doch im As-dur-„Ein Pro­sit der Ge­müt­lich­keit!“ der Ka­pel­le völ­lig unter und alle rund­um hoben pros­tend den Krug. „Wo ist denn nur unser Lud­wig? Grad eben war er doch noch da?“ be­merk­te der Amadé und sah sich um. Dar­auf­hin der Ka­pell­meis­ter Ri­chard: „Wahr­schein­lich sucht er mal wie­der nach einer ent­fern­ten Ge­lieb­ten; sind ja wirk­lich sehr viele fe­sche Madln da …“ – „Nächs­tes Jahr neh­men wir wie­der den Franzl aus Him­mel­pfort­grund als Gast mit, der ist ja viel lus­ti­ger als der ewig mür­ri­sche Lud­wig aus dem Rhein­land“, mein­te der Max, der dank­bar die Be­die­nung an­strahl­te, als sie ihm eine fri­sche Mass Bier vor die Nase setz­te. „Nun lasst uns alle auf den Engel Aloy­si­us an­sto­ßen, der uns Jahr um Jahr ge­neh­migt, hier her­un­ter auf die Wiesn zu kom­men. Die Krüge hoch!, meine Her­ren – und ein drei­mal Prost“!

Auch ich hätte gerne mit den Her­ren auf ihren Aloy­si­us an­ge­sto­ßen, woll­te auch un­be­dingt mit ihnen über unser neues Cover und über den Ur­text-Ge­dan­ken an sich, und über­haupt ins Ge­spräch kom­men, aber habe sie dann lei­der ir­gend­wie im Bier­zelt-Ge­tüm­mel aus den Augen ver­lo­ren.

PS: Hier, aber nur für meine des Baye­ri­schen mäch­ti­gen Leser, die immer wie­der wun­der­vol­le, ur­baye­ri­sche Ge­schich­te vom Mün­che­ner Engel Aloy­si­us:

PPS: Im kur­zen Video zu Be­ginn mei­nes Tex­tes kann man ihn üb­ri­gens im Bier­zelt-Him­mel schwe­ben sehen, den Aloy­si­us mit sei­ner Harfe.

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