Pas­send zu un­se­rem Beet­ho­ven-Blog an­läss­lich sei­nes 250-jäh­ri­gen Ju­bi­lä­ums, soll sich die­ses Jahr auch der Weih­nachts­blog um Beet­ho­ven dre­hen. Dem Vor­ha­ben steht al­ler­dings ent­ge­gen, dass Beet­ho­ven recht wenig Kir­chen­mu­sik kom­po­niert hat und uns nicht – wie etwa Bach – ein wun­der­vol­les Weih­nachts­ora­to­ri­um hin­ter­las­sen hat.

Ein Werk Beet­ho­vens ver­bin­det man al­ler­dings aus heu­ti­ger Sicht mit Weih­nach­ten, auch wenn das nicht die In­ten­ti­on des Kom­po­nis­ten ge­we­sen ist. Ende des 18. Jahr­hun­derts wur­den Va­ria­tio­nen über The­men aus Opern und Ora­to­ri­en sehr be­liebt und auch Beet­ho­ven schloss daran mit sei­nen „12 Va­ria­tio­nen über ein Thema aus Hän­dels Ora­to­ri­um ‚Judas Macc­a­bä­us‘ G-dur WoO 45“ für Cello und Kla­vier an. Über die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Wer­kes ist nicht viel be­kannt, erst­mals ver­öf­fent­licht wurde es 1797 bei Ar­ta­ria in Wien. Die Va­ria­tio­nen be­zie­hen sich auf den Chor „See the conqu’ring hero comes“, den Hän­del 1747 für den 3. Akt des Ora­to­ri­ums „Jos­hua“ kom­po­niert hatte und der ei­ni­ge Jahre spä­ter auch Ein­zug in „Judas Macc­a­bä­us“ er­hielt.

Fried­rich Hein­rich Ranke (17981876)

Heut­zu­ta­ge kennt man die­ses Thema in Deutsch­land vor allem als Ad­vents­lied „Toch­ter Zion, freue dich“. Das Lied ent­stand in den 1820er Jah­ren in Er­lan­gen, also lange nach­dem Beet­ho­ven seine Va­ria­tio­nen dar­über kom­po­niert hatte. Der evan­ge­li­sche Theo­lo­ge Fried­rich Hein­rich Ranke un­ter­leg­te Hän­dels Chor­satz einen neuen Text und nahm im glei­chen Zug in ei­ni­gen Tak­ten Än­de­run­gen an der Musik vor. Au­ßer­dem steht „See the conqu’ring hero comes“ in G-dur, wäh­rend Ranke „Toch­ter Zion“ nach Es-dur trans­po­nier­te.

Ran­kes Text ba­siert auf dem Buch Sach­ar­ja Ka­pi­tel 9, Vers 9: „Du, Toch­ter Zion, freue dich sehr, und du, Toch­ter Je­ru­sa­lem, jauch­ze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Ge­rech­ter und ein Hel­fer, arm und rei­tet auf einem Esel, auf einem Fül­len der Ese­lin.“ Ver­öf­fent­licht wurde das Lied 1826 in der Samm­lung „Christ­li­che, lieb­li­che Lie­der“ unter der Über­schrift „Am Palm­son­ta­ge“. Wie das Stück von einem ös­ter­li­chen Ge­sang zu einem fes­ten Be­stand­teil der Weih­nachts­zeit wurde, ist nicht be­kannt. Je­doch wird be­reits in Tho­mas Manns Roman „Bud­den­brooks“ aus dem Jahr 1901 das Lied in einem weih­nacht­li­chen Kon­text er­wähnt.

Ad­vents­lied Toch­ter Zion

Die Wand­lung der Hän­del-Me­lo­die zu einem Lied der Ad­vents­zeit wurde nicht über­all voll­zo­gen. In Eng­land ist sie Be­stand­teil der „Fan­ta­sia on Bri­tish Sea Songs“ von Henry Wood und wird fast jedes Jahr bei der Last Night of the Proms ge­spielt. In Nor­we­gen, den Nie­der­lan­den und eng­lisch­spra­chi­gen Län­dern blieb das Lied im ös­ter­li­chen Kon­text mit „Deg være ære“ be­zie­hungs­wei­se „U zij de Glo­rie“ oder „Thine is/be the glory, risen, conqu’ring Son“.

Ob­wohl Beet­ho­ven seine 12 Va­ria­tio­nen nicht in einem weih­nacht­li­chen Kon­text ge­se­hen hat, ist die Me­lo­die zu­min­dest in man­chen Re­gio­nen in­zwi­schen fest mit Weih­nach­ten ver­bun­den. Las­sen Sie sich also mu­si­ka­lisch ein­stim­men mit Auf­nah­men von Hän­del,
Beet­ho­ven und Toch­ter Zion.

Wir wün­schen Ihnen frohe Weih­nach­ten und ein gutes neues Jahr 2020!

Ihre Au­to­ren des Hen­le-Blogs

Nor­bert Gertsch
Peter Jost
Nor­bert Mül­le­mann
An­net­te Op­per­mann
Do­mi­nik Rah­mer
Wolf-Die­ter Seif­fert

 

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