Gast­bei­trag von Alex Ross[1]

„Wel­ches an­de­re Werk ist so sehr er­füllt von Stil­le?“ (András Schiff)

Vor ei­ni­gen Tagen saß ich mit Sir András Schiff, dem aus Un­garn stam­men­den, in Groß­bri­tan­ni­en le­ben­den Pia­nis­ten, im Pro­ben­raum der Walt Dis­ney Con­cert Hall in Los An­ge­les. Wir sin­nier­ten ge­mein­sam über ein gro­ßes mu­si­ka­li­sches Rät­sel, näm­lich den Tril­ler im ach­ten Takt von Schu­berts B-dur-So­na­te D 960. „Es han­delt sich um den au­ßer­or­dent­lichs­ten Tril­ler der ge­sam­ten Mu­sik­ge­schich­te“, be­merkt Schiff, wäh­rend er in mei­ner Aus­ga­be der Par­ti­tur blät­tert. András Schiff, 61 Jahre alt und un­an­ge­foch­te­ner Meis­ter des klas­si­schen deutsch-ös­ter­rei­chi­schen Re­per­toires, steht das Recht zu die­ser Aus­sa­ge zu, wenn­gleich er die Äu­ße­rung leise und zö­gernd macht, mit einem Hauch von Ver­wun­de­rung.

Schiff hatte die B-dur So­na­te am Vor­abend in der Dis­ney Hall ge­spielt, als Teil einer mehr­jäh­ri­gen Serie von Kon­zer­ten unter dem Titel „Die letz­ten So­na­ten”, in der er die späte Musik von Haydn, Mo­zart, Beet­ho­ven und Schu­bert er­kun­det. Das Kon­zert um­fass­te auch Haydns So­na­te Nr. 52 in Es-dur, Mo­zarts So­na­te in D-dur KV 576 und die c-moll-So­na­te op. 111 von Beet­ho­ven. Es war ein Mam­mut­pro­gramm von bei­na­he zwei­ein­halb Stun­den Länge. Schiff, am Schluss kein biss­chen er­schöpft, bot als Zu­ga­be Schu­manns kryp­ti­sches Le­be­wohl dar: die „Geis­ter­va­ria­tio­nen“. […]

Die B-dur So­na­te, die Schu­bert 1828 zwei Mo­na­te vor sei­nem Tod voll­ende­te, ist ein Werk von enor­men Aus­ma­ßen und mit schwin­del­er­re­gen­den Tie­fen. Schon seit lan­gem mutet sie Zu­hö­rern wie eine so­zu­sa­gen vor­ge­zo­ge­ne Bot­schaft aus dem Jen­seits an, und es ist vor allem der Tril­ler, der diese jen­sei­ti­ge At­mo­sphä­re schafft. Zu Be­ginn kreist fried­lich ein ly­ri­sches Thema, von der rech­ten Hand ge­tra­gen, wäh­rend in der Lin­ken eine Be­we­gungs­fi­gur aus Ach­tel­no­ten be­glei­tet. Das kommt auf einem F-dur-Ak­kord zur Ruhe, wo­hin­ein sich der Tril­ler ein­schleicht, be­gin­nend mit dem tie­fen F, um dann zwi­schen Ges und As hin und her zu schwan­ken. Die b-Vor­zei­chen ver­dun­keln die Dur­ton­art, und die plötz­li­che Be­we­gung zum Bass wirkt de­sta­bi­li­sie­rend. Der Tril­ler – eine Geste, die nor­ma­ler­wei­se de­ko­ra­ti­ve Funk­ti­on hat – wird hier zum Sym­bol des Un­heim­li­chen.

Hören Sie András Schiff mit den Er­öff­nungs­tak­ten von Schu­berts B-dur Kla­vier­so­na­te D 960.

AUDIO 1 (Dec­ca-Ein­spie­lung)

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Zahl­rei­che Me­ta­phern bie­ten sich zu die­sem be­mer­kens­wer­ten Er­eig­nis an: Schat­ten, Er­schüt­te­rung, Schau­dern, Auf­stöh­nen. Beim Nach­sin­nen über die Er­öff­nungs­tak­te sieht András Schiff das Meer – ge­nau­er, ein Meer, so wie es in Schu­berts Hei­ne-Lied „Am Meer“ be­schrie­ben wird. Dort lei­tet ein aus­ge­dehn­tes Dur-The­ma zu einem un­heil­vol­len tre­mo­lan­do über, das die Ge­gen­über­stel­lung in Hein­rich Hei­nes Text wi­der­spie­gelt: „Das Meer er­glänz­te weit hin­aus … Der Nebel stieg, das Was­ser schwoll.“ Schiff stellt sich in der So­na­te ein ähn­li­ches Bild vor: „Ich sehe einen wei­ten Ho­ri­zont, ein ru­hi­ges Meer“, sagt er. „Es ist wun­der­voll, wie oft Schu­bert Dinge mu­si­ka­lisch er­fasst, ob­wohl er sie nie ge­se­hen hat. Dann der Tril­ler – ein sehr weit ent­fern­tes Mur­meln, viel­leicht von einem her­an­na­hen­den Sturm. Noch weit weg, aber im An­marsch. Es ist kein an­ge­neh­mer Klang, die­ses Mur­meln. Viel­leicht ist es auch das Her­an­na­hen des Todes. Und dann Stil­le. Wel­ches an­de­re Werk ist so er­füllt von Stil­le? Und dann er­klingt die Ur­sprungs­me­lo­die wie­der. Das ist reine Spe­ku­la­ti­on – ich kann nicht sagen, was der Tril­ler wirk­lich be­deu­tet.“

Schiff spielt be­reits seit Jahr­zehn­ten die B-dur So­na­te, und er hat sie zwei­mal auf­ge­nom­men: erst­mals 1995 für Decca und An­fang 2015 für ECM. Aber das Rät­sel die­ses Werks be­schäf­tigt ihn wei­ter. In jün­ge­rer Zeit hat er eine neue Art ent­deckt, den Tril­ler zu spie­len. 2010 er­warb er ein Wie­ner Fort­epia­no aus den 1820er Jah­ren, leich­ter im An­schlag und kla­rer im Ton als ein mo­der­nes Kla­vier. Er ver­wen­de­te es für die ECM-Auf­nah­me. Das In­stru­ment hat vier Pe­da­le, eines davon ein Mo­dera­tor-Pe­dal, mit­tels des­sen ein Stück Tuch zwi­schen die Häm­mer und die Sai­ten ge­scho­ben wird. „Wenn ich die­ses Pedal für den Tril­ler be­nut­ze, er­zie­le ich einen ganz an­de­ren Klang“, er­läu­tert Schiff. „Die Noten sind deut­lich. Der Ef­fekt lässt sich auf ein mo­der­nes In­stru­ment über­tra­gen, aber nur, wenn es sehr gut ge­stimmt ist. Vor­her habe ich das Hal­te­pe­dal häu­fi­ger ver­wen­det. Jetzt mag ich es leich­ter. Das Pedal ist tat­säch­lich ziem­lich stö­rend. Sehen Sie das Stac­ca­to auf der letz­ten Ach­tel­no­te?

Schu­bert, Kla­vier­so­na­te B-dur D 960, Takte 1–9, HN 399

Sie muss ab­rupt enden. Wie ein Wort, an des­sen Ende ein Kon­so­nant steht, und nicht ein Vokal. Ohne Pedal kann man das bes­ser ab­tren­nen.“

Schiff führt das am Kla­vier vor. Erst spielt er den Tril­ler mit Pe­dal­ein­satz und er­zeugt dabei eine tiefe, grim­mi­ge Un­schär­fe. „Nichts als ein gro­ßes Rum­peln“, sagt er unter Kopf­schüt­teln. „Ich glau­be nicht, dass es das ist, was Schu­bert mein­te. Au­ßer­dem könn­ten Sie das auf einem Fort­epia­no nie­mals er­zeu­gen.“ Dann führt er den Tril­ler ent­spre­chend sei­ner ak­tu­el­len In­ter­pre­ta­ti­on aus. Die ein­zel­nen Ton­hö­hen sind bes­ser wahr­nehm­bar und das fi­na­le F klingt punkt­ge­nau, ähn­lich einem Stein, der ins Was­ser fällt. Schiff blät­tert vor und zeigt auf ein Wie­der­er­schei­nen des Tril­lers am Ende der Ex­po­si­ti­on, kurz vor der Wie­der­ho­lung. „Hier lau­tet die Be­zeich­nung for­tis­si­mo“, sagt er. „Es wird zu etwas Furcht­er­re­gen­dem, Dä­mo­nen­haf­tem. Die So­na­te be­wegt sich immer zwi­schen die­sen bei­den Polen. In die­sem Stück, allen an­de­ren voran, muss man die Wie­der­ho­lung spie­len, denn falls nicht, ver­zich­tet man, unter an­de­rem, auf die­sen un­glaub­li­chen Schock.“ (Wenn man, wie viele Pia­nis­ten, die Wie­der­ho­lung der Ex­po­si­ti­on aus­lässt, muss man auch die neun ein­lei­ten­den Takte aus­las­sen, die in die­sen Schick­sal­stril­ler mün­den.)

Hören Sie noch­mals Schiff, jetzt mit den Schluss­tak­ten der Ex­po­si­ti­on und auf dem Ham­mer­kla­vier.

AUDIO 2 (ECM-Ein­spie­lung)

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Es muss nicht extra er­wähnt wer­den, dass Schiff im Kon­zert am Abend vor­her die Wie­der­ho­lung ge­spielt hatte, auf einem mo­der­nen Ham­bur­ger Stein­way. Der erste Satz dau­er­te fast zwan­zig Mi­nu­ten und nahm damit bei­na­he die Aus­ma­ße eines Bruck­ner- oder Mah­ler-Sat­zes an. Aber Schiff neigt nicht dazu, die kos­mi­sche Größe der Schöp­fung zu be­to­nen, wie das Swja­toslaw Rich­ter in sei­ner be­rüch­tig­ten – und dabei fes­seln­den – lang­sa­men In­ter­pre­ta­ti­on der So­na­te tat. Im ers­ten Satz spielt Schiff ein gleich­mä­ßi­ges, fort­schrei­ten­des Tempo und hält von An­fang bis Ende den per­ma­nen­ten Puls der Ach­tel. Eben­so lässt er den lang­sa­men Satz in dem Tempo flie­ßen, der Schu­berts An­wei­sung „An­dan­te sos­te­nu­to“ ent­spricht. Schiff wi­der­steht der ak­tu­el­len, zwei­fels­oh­ne von Rich­ter be­ein­fluss­ten Mode, das An­dan­te in ein trost­lo­ses Ada­gio um­zu­for­men.

Damit soll nicht ge­sagt sein, dass Schiffs Les­art we­ni­ger Wir­kung hat. Vor ei­ni­gen Jahr­zehn­ten konn­ten seine Schu­bert-Auf­füh­run­gen mit einem Über­maß an Ele­ganz bril­lie­ren. Heut­zu­ta­ge lässt er seine Er­fah­run­gen aus der leich­te­ren Hand­ha­bung des Fort­epia­nos ein­flie­ßen, und den­noch macht er gleich­zei­tig un­ein­ge­schränkt Ge­brauch von der vol­len sym­pho­ni­schen Kraft des mo­der­nen Kon­zert­flü­gels. Der For­tis­si­mo-Tril­ler des ers­ten Sat­zes sprang ner­ven­zer­mür­bend in der hy­per­sen­si­blen Akus­tik der Dis­ney Hall umher. Die kul­mi­nie­ren­de Dar­bie­tung des Haupt­the­mas hatte in der Re­pri­se mes­sin­g­ar­ti­ge Kraft. Kurz ge­sagt, Schiff ist be­gie­rig, Schu­berts Kon­tras­te, die in der Tat ex­trem sind, aufs höchs­te Maß zu stei­gern.

Schiff nahm sich mit an­de­ren Stü­cken des Abend­pro­gramms die glei­chen Frei­hei­ten. Ich habe in letz­ter Zeit meh­re­re mit­rei­ßen­de Auf­füh­run­gen von Beet­ho­vens Opus 111 ge­hört – ins­be­son­de­re Igor Le­vits früh­rei­fe Wie­der­ga­be in der Park Ave­nue Ar­mo­ry im ver­gan­ge­nen Jahr –, aber Schiff hat diese ganz be­son­de­re Fä­hig­keit, mit Beet­ho­vens Wi­der­sprü­chen zu glän­zen. Im einen Mo­ment haut er nur so die un­bän­di­gen Syn­ko­pie­run­gen der so­ge­nann­ten „Boo­gie-Woo­gie“-Va­ria­ti­on her­aus; im nächs­ten Mo­ment ma­te­ria­li­sie­ren sich die kris­tal­li­nen Ket­ten der 32s­tel-No­ten über dem Kla­vier, schwe­re­los und leuch­tend. Bei Haydn wur­den eso­te­ri­sche Spie­le­rei­en von Schau­ern chro­ma­ti­schen Un­be­ha­gens durch­schnit­ten. Mo­zart schien aus der Reihe zu fal­len: Ich frag­te mich, ob er in diese Ga­le­rie der Spät­wer­ke hin­ein ge­hört, denn der Tod er­eil­te ihn re­la­tiv schnell, als er noch in der Blüte des Le­bens stand.

Im Fall von Schu­bert frei­lich ist das Phan­tas­ma des Todes om­ni­prä­sent, und das nicht nur auf­grund der vor­herr­schen­den ro­man­ti­schen Be­schäf­ti­gung damit: Die Sy­phi­lis hatte das frühe Ab­le­ben be­reits vor­ge­zeich­net. Es mag viel­leicht die größ­te Her­aus­for­de­rung beim Spie­len der B-dur-So­na­te sein, den nar­ra­ti­ven Fluss im An­schluss an die ers­ten zwei Sätze fort­zu­füh­ren, denn beide schwe­ben am Rand des Ab­grunds. Schiff weist die her­kömm­li­che Mei­nung zu­rück, dass Schu­berts In­spi­ra­ti­on im leich­ter klin­gen­den Scher­zo und Fi­na­le ver­blich; viel­mehr sieht er sie als wei­te­re Sta­tio­nen in der Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Tod. Das Ver­mei­den ge­heim­nis­vol­ler Ex­zes­se zu Be­ginn ver­leiht der mu­si­ka­li­schen Struk­tur Ba­lan­ce. Auf der ECM-Auf­nah­me macht die durch­drin­gen­de Klang­fül­le des Fort­epia­nos das Fi­na­le zu einem kom­ple­xen Ver­gnü­gen.

„Diese letz­ten bei­den Sätze sind wie die Hal­lu­zi­na­ti­on eines neuen Le­bens“, be­merkt Schiff. „Sie sind das, was der Ster­ben­de viel­leicht auf der Schwel­le er­fährt. Die Coda hat eine wun­der­ba­re, chao­ti­sche Glück­se­lig­keit: die­ses Hin­aus­rau­schen, die­ses Er­seh­nen des fi­na­len Aus­gangs, diese letz­te Fan­fa­re. Schu­bert be­jaht das Leben. Es gibt noch Hoff­nung.“ Aber der Schick­sal­stril­ler ist schon er­klun­gen.


[1] Alex Ross, “The Trill of Doom“, in: “The New Yor­ker” (2. No­vem­ber 2015); Wie­der­ga­be mit freund­li­cher Ge­neh­mi­gung. Über­set­zung ins Deut­sche von Kris­ti­na Win­ter, G. Henle Ver­lag. Alex Ross ist Mu­sik­kri­ti­ker der Zeit­schrift “The New Yor­ker” und Autor der Bü­cher “The Rest Is Noise” und “Lis­ten to This“.

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4 Antworten auf »Der Schicksalstriller – András Schiffs erhellende Überlegungen zu Schuberts letzter Klaviersonate in B-dur D 960«

  1. Guten Tag miteinander,

    sehr interessante Ausführungen. Sie stehen bezüglich erstem Satz der Sonate diametral gegen diejenigen von Alfred Brendel, der im ersten Satz die Exposition nicht wiederholt, sondern ohne den ersten Ausgang der Exposition direkt in die Durchführung weitergeht. Und die ersten neun Takte der Exposition spielt er natürlich. Ist es möglich, Herr Brendel darauf anzusprechen? Persönlich teile ich übrigens die Ansicht von Andreas Schiff, schätze aber beide Pianisten als Schubert-Interpreten ausserordentlich.

    Mit “Puls in Achteln” habe ich etwas Mühe, Puls hat doch immer einen Zusammenhang mit der Taktangabe, kann in diesem Satz also nur Viertel bedeuten?

    Mit freundlichen Grüssen, Simon Bischof

  2. Karl Scherer sagt:

    Herr Brendel hat offenbar nichts verstanden –
    hat mich sehr enttäuscht. Mein Hinweis:
    Arthur Godel, Schuberts letzte 3 Klaviersonaten,Anmerkung Nr. 63 und 99.
    Brendels Begründung ist für ihn als Schubert Spezialist irritierend. Wie kann er sich über Schubert hinwegsetzen – dessen Leben + Notentext entlarven ihn. Fürchtet er den Todestriller ?

  3. Dr. Werner Hofmiller sagt:

    Zu den Kommentaren von Simon Bischof und Karl Scherer: Alfred Brendel hat sich mit dem Weglassen der Wiederholung der Exposition des 1. Satzes der B-Dur- Sonate sehr ausführlich in seinem höchst lesenswerten Buch „Über Musik“ auseinandergesetzt (nämlich über zwei volle Textseiten plus Notenbeispiel ) (vgl. S. 211 ff ) . Von Unkenntnis oder Willkür kann also in keiner Weise die Rede sein. Sein Schüler Herbert Schuch folgt ihm hier interpretatorisch mit durchdachter Selbstverständlichkeit. Argumentativ haben wir es hier also immerhin mit zwei pianistischen Schwergewichten aufzunehmen, denen man Tiefgang bei der Auseinandersetzung mit dem Notentext nicht leichtfertig absprechen kann. Dennoch überzeugen mich die Ausführungen von Andras Schiff nicht minder; ja, sie bringen völlig neue Gedanken und Aspekte ( u.a. historische Aufführungspraxis auf Originalinstrument) in die seit langem geführte Debatte, und ich wage die Behauptung, daß damit alles Wesentliche hierzu gesagt ist; und zwar in einer Weise, daß die Diskussion nunmehr als beendet gelten kann.

  4. Peter Groepper sagt:

    Die von Richter gespielte D960 Sonate nimmt mich, als musikalischen Laien, seit ca. 40 Jahren völlig gefangen. In den letzten Jahren habe ich mir die Sonate von mehreren anderen Interpreten, manche nur teilweise*, angehört: Keine Version kommt Richters Version nahe. *Denn wer den ersten Satz beschwingt beginnt, dem mag ich nicht bis zum Ende zuhören.
    András Schiff: „Diese letzten beiden Sätze sind wie die Halluzination eines neuen Lebens“, bemerkt Schiff. „Sie sind das, was der Sterbende vielleicht auf der Schwelle erfährt. Die Coda hat eine wunderbare, chaotische Glückseligkeit: dieses Hinausrauschen, dieses Ersehnen des finalen Ausgangs, diese letzte Fanfare.” Ja! Und vielen Dank dafür!

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