Der Nussknacker ist mit der Weihnachtszeit so eng verbunden wie Bachs Weihnachtsoratorium, der Weihnachtsbaum und Lebkuchen. Ein Ballettbesuch gehört für viele Klassikbegeisterte zur festen Tradition.
Tschaikowskys Ballett basiert auf dem Theaterstück Histoire d’un casse-noisette (Geschichte eines Nussknackers) von Alexandre Dumas, der darin die originale Erzählung Nussknacker und Mausekönig von E.T.A. Hoffmann verarbeitet.
Die Geschichte von Clara, die zu Weihnachten einen Nussknacker geschenkt bekommt und mit dem sie in ihrem Traum Abenteuer erlebt und dabei zunächst gegen den Mäusekönig antreten muss und als Dank schließlich das Süßigkeitenland kennenlernen darf, ist heute ebenso wie die Musik von Tschaikowsky weltbekannt. Dies ist insofern bemerkenswert, als die Uraufführung am 18. Dezember 1892 im Mariinski-Theater in Sankt Petersburg nicht von Erfolg gekrönt war. Auch Tschaikowsky selbst war während des Schaffensprozesses voller Zweifel über die musikalische Qualität des Balletts und gab der parallel entstehenden Oper Jolanthe eindeutig den Vorzug.
Diese Sorge ist aus heutiger Zeit kaum noch nachzuvollziehen. Obwohl Der Nussknacker heute aus dem Repertoire nicht mehr wegzudenken ist, brauchte es einige Jahrzehnte, bis sich Tschaikowskys Ballett in der Welt etablieren konnte. Erst durch die Inszenierung von George Balanchine Mitte der 1950er Jahre schaffte das Werk den endgültigen Durchbruch.
Die festliche Musik, die eine erwartungsfrohe Stimmung verbreitet und den Zuhörer mit in die Welt der Fantasie nimmt, enthält etliche Stücke mit Ohrwurmpotential, allen voran natürlich den Tanz der Zuckerfee. Für dieses Stück verwendete Tschaikowsky erstmals die Celesta, die er in Paris kennengelernt hatte. Um zu verhindern, dass ihm seine Komponisten-Kollegen zuvor kamen, hielt Tschaikowsky das neuartige Instrument geheim.
Dass die Geschichte des Nussknackers auch heute noch sehr beliebt ist, beweist der Film Der Nussknacker und die vier Reiche (orig: The Nutcracker and the Four Realms) unter der Regie von Lasse Hallström und Joe Johnston, der Anfang November diesen Jahres in die Kinos kam. Obwohl die Filmhandlung deutlich von der Handlung des Balletts abweicht und an einigen Stellen an Alice im Wunderland erinnert, wird im Film ein klarer Bezug zu Tschaikowsky hergestellt.
Einerseits sind zwei Ballettszenen direkt in die Handlung integriert, andererseits verwendet der Filmkomponist James Newton Howard ganz bewusst die Musik von Tschaikowsky, nach eigener Aussage des Komponisten ganze 20% – für Klassikfans eine schöne Überraschung. Für die Aufnahmen kamen Größen der klassischen Musik wie Lang Lang und Gustavo Dudamel zum Einsatz und selbst für die Ballettszenen wurde niemand geringeres als Misty Copeland engagiert.
Dadurch dass die Musik der beiden Komponisten wunderbar miteinander harmoniert wird der Film zu einem musikalischen Erlebnis und vielleicht gesellt sich zu der Tradition des Ballettbesuchs in der Weihnachtszeit dieses Jahr auch ein Besuch im Kino.
Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr wünschen
Ihre Autoren des Henle-Blogs
Norbert Gertsch
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Wolf-Dieter Seiffert