„Botzen dieß Sauloch“. Warum es kein „Bozener Streichquartett“ von Mozart gibt.

Als Vater und Sohn Mozart Ende Oktober 1772 zum dritten und letzten Mal auf der Durchreise mit Ziel Mailand durch die Südtiroler Stadt Bozen kamen, war der Wolferl hungrig und schlechter Laune. Anders lässt sich sein derber Reim auf diese wunderschöne Stadt nicht erklären: „botzen dieß Sauloch. || Ein gedichte von einen der über botzen fuchs=teüfel wild und harb war.[:] soll ich noch komen nach botzen | so schlag ich mich lieber in d’fozen.“

Aus: Mozart, Briefausgabe Online, Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg. (Brief vom 28. Oktober 1772)

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Ein frischer Blick auf Bachs Klavierpartiten

Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Viele Leser (und Spieler!) werden es schon bemerkt haben: Nach und nach revidieren wir unsere Urtextausgaben der Klavierwerke von Johann Sebastian Bach. Wie bei allen Revisionen, die wir in den letzten Jahren im Lektorat angestoßen haben, gilt auch hier: der bisher erhältliche Urtext ist keineswegs falsch oder schlecht. Revidiert wird der Notentext nur dann, wenn die Forschung zu dem jeweiligen Komponisten neue Erkenntnisse zutage gefördert hat (etwa wenn neue Quellen aufgetaucht sind) oder wenn man die Kommentierung der Ausgabe auf den neuesten wissenschaftlichen Stand bringen möchte. Meine Kollegin Annette Oppermann hat vor einigen Jahren zum Thema „Revision“ einen Blog-Beitrag geschrieben, auf den ich hier unbedingt verweisen möchte. Weiterlesen

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Camille Saint-Saëns – ein Porträt zum 100. Todestag

Richtete sich 2020 der Fokus der musikalischen Welt auf Beethoven aus Anlass seines 250. Geburtstags, dürfen wir zu Beginn des neuen Jahres einen anderen Jubilar begrüßen: Camille Saint-Saëns (1835–1921), wobei wie beim Vorgänger das eigentliche Jubiläumsdatum erst in den Dezember fällt. Doch Moment mal: „Beethoven und Saint-Saëns – das kann man doch nicht miteinander vergleichen!“ werden Sie, liebe Leserinnen und Leser unseres Blogs, sagen. Nein, natürlich nicht, mit Blick auf den Gehalt ihrer Werke und die Bedeutung ihres Schaffens für die Nachwelt spielt Beethoven sozusagen in einer anderen Liga als der Franzose. Das soll auch gar nicht bestritten werden. Aber nach wie vor gehört Saint-Saëns zu den stark unterschätzten Komponisten. Höchste Zeit also, den Scheinwerfer auf ihn zu richten und seine Persönlichkeit wie sein Werk etwas genauer auszuleuchten. Weiterlesen

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Weihnachts-Blog

Weihnachten steht vor der Tür, doch dieses Jahr ist nichts so, wie es sonst immer ist. Wir vermissen Weihnachtsmärkte, fröhliches Beisammensein und natürlich ganz besonders das Singen und Musizieren. Bei all dem macht uns Corona einen dicken Strich durch die Rechnung.

Wohl wahr – das Beethoven Jahr wurde von Corona schwer getroffen und viele Konzerte, auf die man sich gefreut hatte, konnten nicht stattfinden. Dennoch hoffen wir, dass Beethoven bei Ihnen dieses Jahr nicht zu kurz gekommen ist, und vielleicht konnte auch unser Beethoven-Blog ein paar neue und interessante Einblicke gewähren. Weiterlesen

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Beethoven im Home Office – Komponieren in der „wahrhaft admirablen Confusion“

Das Beethoven-Jahr 2020 geht zu Ende, und keine Frage: das hatten wir uns anders vorgestellt… Die COVID-19-Pandemie hat weltweit den meisten Feierlichkeiten, Festkonzerten, Kongressen und sonstigen Beethoven gewidmeten Veranstaltungen den Garaus gemacht, das Motto „Seid umschlungen, Millionen“ scheitert an der Abstandsregelung, und Küsse an die ganze Welt sollte man derzeit ebenfalls nicht verteilen. Weiterlesen

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Liebesbriefe von Beethoven? Ein Beitrag zur vielleicht kleinsten Werkgruppe in Beethovens Oeuvre

Im ebenso umfangreichen wie eindrucksvollen kammermusikalischen Oeuvre Beethovens nehmen die vier Stücke, die im Henle-Katalog unter der Rubrik Mandoline und Klavier  seit Jahrzehnten vergeblich auf Gesellschaft warten, in mehrfacher Hinsicht eine besondere Stellung ein: Zum einen durch die leicht exotische Besetzung, zum anderen durch ihre Verbindung mit der Prager Comtesse Josephine von Clary-Aldringen, als einer der gar nicht so wenigen Frauen in Beethovens Leben, mit denen er möglicherweise nicht nur in künstlerischer Hinsicht verbunden war. Zugleich bündeln sich in diesen zusammen gerade mal 16 Partiturseiten umfassenden Stücken aber auch überraschend viele interessante Überlieferungs- und Editionsfragen, die einen genaueren Blick auf dieses Randrepertoire durchaus lohnen. Weiterlesen

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Leider abgebrochen – zu Beethovens unvollendeten Werken

Beethoven Werkverzeichnis

Im Vorfeld zum Jubiläumsjahr erhielt ich immer wieder Anfragen von Musikern, die für Konzerte oder Einspielungen auf der Suche nach unbekannten Kompositionen, verworfenen Werkteilen oder auch nur fragmentarisch überlieferten Stücken Beethovens waren. Verständlich, denn 2020 wollte man neben dem Kernrepertoire gerne auch den Reiz des „unbekannten Beethoven“ ausloten. Bei der Beantwortung solcher Fragen – wobei es oft auch um Besetzung und Authentizität ging – war mir das neue Beethoven-Werkverzeichnis ein unverzichtbares Hilfsmittel. Während der erste Band den Werken mit Opuszahlen gewidmet ist, enthält der zweite Informationen zu allen Kompositionen, denen weder zu Lebzeiten Beethovens noch postum eine Opusnummer zugeordnet wurde. Gegliedert ist dieser zweite Band in Werke ohne Opuszahlen (WoO), unvollendete Werke (Unv) sowie in einen Anhang mit unechten oder zweifelhaften Werken (Anh). Außerdem sind je eigene Abschnitte den zahlreichen Plänen für Opern und Oratorien gewidmet. Weiterlesen

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Echt Beethoven – oder doch nicht ganz? Echtheitsfragen bei Beethoven

Das Beethoven-Jahr neigt sich langsam dem Ende zu, fast alles wurde auf unserem Lektoren-Blog nun schon thematisiert von Beethoven im Film bis zu seiner Entdeckung der Posaune für die Symphonik. Was hat der Mann nicht alles erschaffen, erneuert, inspiriert … Höchste Zeit für die Frage: Ist eigentlich auch überall Beethoven drin, wo Beethoven drauf steht? Oder fachlich korrekter formuliert: Wo bestehen Echtheitszweifel bei unter Beethovens Namen überlieferten Werken und wie gehen wir damit heute um? Weiterlesen

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Beethoven widmet um – eine kleine Suche nach Motiven

George Augustus Polgreen Bridgetower (1778–1860)

In der letzten Woche hatte ich das große Vergnügen, die (virtuelle) Bekanntschaft von Chi-chi Nwanoku zu machen, Kontrabassistin, Lehrerin, Gründerin der Chineke Foundation und des Chineke! Junior Orchesters, Advokatin der Multikulturalität. Wir sprachen über George Augustus Polgreen Bridgetower (1778–1860) und die sogenannte Kreutzer-Sonate op. 47, die dem aus gemischtethnischer Familie stammenden Violinisten Bridgetower ursprünglich gewidmet werden sollte. Stattdessen ging die Dedikation an den in Paris wirkenden Geiger Rodolphe Kreutzer (1766–1831), und der besondere Wert dieses Meisterwerks schrie wohl nach einem Beinamen. Kurzerhand wurde es die „Kreutzer“-Sonate und nicht zuletzt Tolstoy zementierte fast ein Jahrhundert später mit seiner Novelle gleichen Namens diese Bezeichnung. Im Gespräch mit Chi-chi philosophierten wir, was wohl in der Musikwelt geschehen wäre, wenn die Widmung doch an Bridgetower gegangen wäre … Weiterlesen

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Beethoven – Schöpfer der Konzertouvertüre?

Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Beethoven-Haus Bonn.

Beethoven als der große Erneuerer der von seinen Vorgängern entwickelten Formen und Gattungen – das ist längst zum unbestrittenen Gemeingut geworden. Und die Beiträge unseres Beethoven-Blogs führen immer wieder vor Augen, dass sich zahlreiche Innovationen mit großem Zukunftspotenzial auch in weniger bekannten Details zeigen. Zuletzt kam dies im Beitrag über die Posaune zum Vorschein, gilt doch Beethoven als „Begründer der Posaunenbesetzung in der Symphonik“. Das heutige Thema geht allerdings noch einen Schritt weiter: Beethoven kommt nicht nur als Erneuerer zur Sprache, sondern sogar als Schöpfer eines neuen Gattungstyps. Das Fragezeichen im Titel deutet aber bereits an, dass der Sachverhalt doch nicht so einfach ist, wie er zunächst scheint. Weiterlesen

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