Warten kann sich lohnen – Zu Maurice Ravels Klavierkonzert in G-dur

Maurice Ravel (1875–1937)

Von Anfang an stand der Klavierauszug von Ravels G-dur-Klavierkonzert auf der Wunschliste des Henle-Verlags, als es mit Blick auf 2008 darum ging, einen Plan für neue Urtext-Editionen von Ravels Klavier- und Kammermusikwerken zu entwerfen. Warum 2008? Ab dem 1. Januar 2008 – 70 Jahre nach dem Tod des Komponisten – fiel in den meisten Ländern der Urheberrechtsschutz weg. Allerdings blieb dieser Schutz ausgerechnet in Frankreich weiterhin bestehen, da dort für den Ersten Weltkrieg eine Verlängerung von 6 Jahren und 152 Tagen und für den Zweiten Weltkrieg eine weitere von 8 Jahren und 120 Tagen veranschlagt werden. Damit würden Werke Ravels, die nach dem 31. Dezember 1920 erschienen waren, erst am 1. Mai 2016, und solche, die davor veröffentlicht worden waren, erst am 29. September 2022 frei werden. Weiterlesen

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Weihnachts-Blog

Anders als Johann Sebastian Bach, dessen Weihnachtsoratorium und zahlreiche Adventskantaten im Dezember nicht mehr wegzudenken sind, ist Joseph Haydn nun nicht gerade als Weihnachtskomponist bekannt. Dennoch: Die in unserem Verlag erschienene Joseph-Haydn-Gesamtausgabe hat in Reihe XXII, Band 2/1 (HN 5541), eine Reihe von kleinen Vokalwerken veröffentlicht, die Haydn für die Frühmessen der Esterhazys der Adventszeit in den Jahren 1765–69 und 1773–76 komponierte. Die Cantilena pro adventu D-dur Hob. XXIIId:3 entstand vermutlich 1768. Weiterlesen

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„Alle Jahre wieder“ – die nächste Auflage als neue Chance

Zwar nicht jährlich wie das Christkind, aber doch alle paar Jahre wieder kommt jede Henle-Urtext-Ausgabe auf den Tisch der Lektorinnen und Lektoren des Verlags: Wenn nämlich die aktuelle Auflage abverkauft ist und wir eine neue planen müssen. Bei dieser Gelegenheit schauen wir die Urtextausgabe sorgfältig durch, lassen eventuell bekannt gewordene Satzfehler korrigieren (ja, selbst bei Henle gibt es Fehler – aber nicht lange!) und bringen womöglich auch im Layout noch die ein oder andere Verbesserung an. Vor allem aber haben wir die Chance, auf jene kritischen Nachfragen zu reagieren, die uns gerade bei Repertoire-Klassikern immer wieder von unseren Kundinnen und Kunden übermittelt werden – was mir spannend genug erscheint, um darüber hier am Beispiel von Schuberts Streichquintett D 956 (HN 9812) zu berichten. Weiterlesen

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„Frei aber einsam“ – eine außergewöhnliche Sonate und ihre Neuedition

Unsere im heutigen Blogbeitrag vorgestellte neue Urtextausgabe HN 1572 ist in vieler Hinsicht etwas ganz Besonderes. Das fängt gleich mit dem Titel an: Noch nie gab es eine Henle-Partitur, auf deren Cover gleich drei Komponistennamen stehen – Albert Dietrich, Robert Schumann und Johannes Brahms. Doch man soll ein Buch bekanntlich nicht nach dem Umschlag beurteilen, und so wollen wir uns intensiv dem Inhalt widmen und die Entstehung dieser ungewöhnlichen Gemeinschaftskomposition, der F.A.E.-Sonate für Violine und Klavier, etwas genauer beleuchten.

Hierfür könnten wir keinen besseren Experten finden als den Herausgeber dieser Neu­edition, Dr. Michael Struck, bis 2018 hauptamtlicher und seither ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Johannes Brahms Gesamtausgabe Kiel, zudem auch exzellenter Kenner des Oeuvres von Robert Schumann. Mit ihm habe ich das folgende Interview geführt. Weiterlesen

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Ein schwerer Fall: Chopins h-moll-Sonate op. 58 im Urtext

Frédéric Chopin (1810–1849)

Die letzte Klaviersonate op. 58 von Frédéric Chopin ist voller beglückender musikalischer Momente. Strenge Musik-Analysten bemängeln bisweilen ihre etwas wuchernde Form, aber für mich persönlich ist die h-moll-Sonate ganz große Klaviermusik. Leider auch sehr schwere Klaviermusik: Die technischen Anforderungen sind immens, und als Hobbypianist kommt man hier schnell an seine Grenzen (deswegen hier eine Aufnahme von Dinu Lipatti). Schwer ist die Sonate aber auch aus editorischer Perspektive, und diese Einsicht traf mich als Herausgeber der neuen Urtext-Ausgabe (HN 871) etwas unerwartet. Weiterlesen

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„Gabriella‘s sång“ von Brahms?

Für Stefan Nilsson (+ 25. Mai 2023)

Während meiner Vorbereitungen für einen Vortrag zu den Klaviertrios von Johannes Brahms, den ich am 28. Januar 2023 in Schloss Elmau hielt (hier der komplette Mitschnitt), befasste ich mich auch erstmals intensiver mit dem Johannes Brahms unterschobenen Klaviertrio in A-dur. Das Trio ist fraglos ein musikalisch beeindruckendes Stück Musik, und es verwundert, dass dessen begabter Komponist bis heute unbekannt geblieben ist. Das Trio E.T.A., das während meines Elmauer Vortrags liebenswürdigerweise etliche Hörbeispiele live vortrug, ist fest davon überzeugt, dass es sich bei diesem viersätzigen Klaviertrio aus stilistischen Gründen nur um ein Werk des jungen Brahms handeln kann. Deshalb improvisierten wir gegen Ende meines Vortrags ein freundschaftliches Streitgespräch zu diesem „Werk ohne Autor“, währenddessen das Trio E.T.A. auch einige Ausschnitte daraus spielte (siehe Video ab: 1:03:35 ff.). Weiterlesen

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Rachmaninows Paganini-Rhapsodie und die Schätze in der Library of Congress

Quellenmappen im Verlagsarchiv

Es gehört zu meinen großen Privilegien als Urtextherausgeber und -lektor, dass ich gelegentlich zu den Quellen reisen darf, und für mich zählten schon immer die Aufenthalte im Performing Arts-Lesesaal der Library of Congress zu den Höhepunkten des Arbeitslebens. Unter den kaum überschaubaren Schätzen in Washington D.C. findet sich auch das Autograf von Rachmaninows Paganini-Rhapsodie. Weiterlesen

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Rachmaninow und kein Ende: einige Anmerkungen zu Opus 3 und Opus 16

Vielleicht übertreibe ich es – trotz des Jubiläumsjahrs – etwas mit meinen Blogbeiträgen zum Thema Rachmaninow…???? Allerdings zeigen uns die Verkaufszahlen und die fast täglichen Anfragen per Email nach weiteren Ausgaben, wie riesengroß weltweit das Interesse an Rachmaninows Musik ist. Für Nachschub in unserem Katalog ist zumindest gesorgt: zuletzt erschienen die beiden Klavierzyklen Morceaux de fantaisie op. 3 (HN 1491) und die Six Moments musicaux op. 16 (HN 1492). Und obwohl Rachmaninow ein sehr genauer Korrekturleser seiner Erstausgaben war, fanden sich im Zuge der Edition doch wieder einige interessante Details und Fehler, die in Nachdrucken bis heute stehengeblieben waren.
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Neues aus der tiefen Lage: Koussevitzkys Kontrabasskonzert op. 3 endlich in Urtext-Qualität

Serge Koussevitzky (1874-1951)

Kenner des Henle-Katalogs wissen bereits, dass der Dresdner Kontrabassist Tobias Glöckler bei uns regelmäßig mit exzellenten Neuausgaben für sein Instrument hervortritt. Nach den klassischen Solokonzerten (Dittersdorf, Vanhal, Hoffmeister) und Solostücken aus dem 19. Jahrhundert (Dragonetti, Rossini, Saint-Saëns) hat er sich nun an eines der großen romantischen Konzerte gesetzt: Serge Koussevitzkys 1905 in Moskau uraufgeführtes Kontrabasskonzert in fis-moll – eines der wichtigsten Werke überhaupt im Repertoire der Bassisten.

Klavierauszug und Studien-Edition der Partitur sind vor wenigen Wochen erschienen; Dirigierpartitur und Orchestermaterial dazu werden vom Leipziger Hofmeister-Verlag in Kürze vorgelegt. Damit haben die Kontrabassisten rund um den Globus jetzt eine verlässliche Grundlage für die Beschäftigung mit diesem zentralen Werk. Wie sehr diese bisher fehlte, schildert Herausgeber Tobias Glöckler im Gespräch. Weiterlesen

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Zur Erstfassung von Verdis Streichquartett – Interview mit Anselm Gerhard

Giuseppe Verdi (1813–1901), Fotografie von Ferdinand Mulnier, um 1875

Unsere kürzlich erschienene Neuedition von Giuseppe Verdis Streichquartett in e-moll (Studien-Edition HN 7588 sowie Urtext-Stimmenedition HN 1588) wartet mit einer kleinen Sensation auf. Denn der Herausgeber, der Verdi-Forscher Anselm Gerhard, emeritierter Professor für Musikwissenschaft in Bern, entdeckte vor kurzem im Nachlass des Komponisten eine bis dato unbekannte Erstfassung (als Anhang enthalten in HN 7588 sowie als Stimmenedition verfügbar in der Henle Library App). Zur Geschichte dieser Entdeckung und zu den Konsequenzen in der Einschätzung dieses einzigen größeren Kammermusikwerks Verdis haben wir Anselm Gerhard zu einem Interview gebeten. Weiterlesen

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