Ein schwerer Fall: Chopins h-moll-Sonate op. 58 im Urtext

Frédéric Cho­pin (1810–1849)

Die letz­te Kla­vier­so­na­te op. 58 von Frédéric Cho­pin ist vol­ler be­glü­cken­der mu­si­ka­li­scher Mo­men­te. Stren­ge Mu­sik-Ana­lys­ten be­män­geln bis­wei­len ihre etwas wu­chern­de Form, aber für mich per­sön­lich ist die h-moll-So­na­te ganz große Kla­vier­mu­sik. Lei­der auch sehr schwe­re Kla­vier­mu­sik: Die tech­ni­schen An­for­de­run­gen sind im­mens, und als Hob­by­pia­nist kommt man hier schnell an seine Gren­zen (des­we­gen hier eine Auf­nah­me von Dinu Lip­at­ti). Schwer ist die So­na­te aber auch aus edi­to­ri­scher Per­spek­ti­ve, und diese Ein­sicht traf mich als Her­aus­ge­ber der neuen Ur­text-Aus­ga­be (HN 871) etwas un­er­war­tet. Wei­ter­le­sen

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„Gabriella‘s sång“ von Brahms?

Für Ste­fan Nils­son (+ 25. Mai 2023)

Wäh­rend mei­ner Vor­be­rei­tun­gen für einen Vor­trag zu den Kla­vier­tri­os von Jo­han­nes Brahms, den ich am 28. Ja­nu­ar 2023 in Schloss Elmau hielt (hier der kom­plet­te Mit­schnitt), be­fass­te ich mich auch erst­mals in­ten­si­ver mit dem Jo­han­nes Brahms un­ter­scho­be­nen Kla­vier­trio in A-dur. Das Trio ist frag­los ein mu­si­ka­lisch be­ein­dru­cken­des Stück Musik, und es ver­wun­dert, dass des­sen be­gab­ter Kom­po­nist bis heute un­be­kannt ge­blie­ben ist. Das Trio E.T.A., das wäh­rend mei­nes El­mau­er Vor­trags lie­bens­wür­di­ger­wei­se et­li­che Hör­bei­spie­le live vor­trug, ist fest davon über­zeugt, dass es sich bei die­sem vier­sät­zi­gen Kla­vier­trio aus sti­lis­ti­schen Grün­den nur um ein Werk des jun­gen Brahms han­deln kann. Des­halb im­pro­vi­sier­ten wir gegen Ende mei­nes Vor­trags ein freund­schaft­li­ches Streit­ge­spräch zu die­sem „Werk ohne Autor“, wäh­rend­des­sen das Trio E.T.A. auch ei­ni­ge Aus­schnit­te dar­aus spiel­te (siehe Video ab: 1:03:35 ff.). Wei­ter­le­sen

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Rachmaninows Paganini-Rhapsodie und die Schätze in der Library of Congress

Quel­len­map­pen im Ver­lags­ar­chiv

Es ge­hört zu mei­nen gro­ßen Pri­vi­le­gi­en als Ur­tex­t­her­aus­ge­ber und -lek­tor, dass ich ge­le­gent­lich zu den Quel­len rei­sen darf, und für mich zähl­ten schon immer die Auf­ent­hal­te im Per­for­ming Arts-Le­se­saal der Li­bra­ry of Con­gress zu den Hö­he­punk­ten des Ar­beits­le­bens. Unter den kaum über­schau­ba­ren Schät­zen in Wa­shing­ton D.C. fin­det sich auch das Au­to­graf von Rach­ma­ni­nows Pa­ga­ni­ni-Rhap­so­die. Wei­ter­le­sen

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Rachmaninow und kein Ende: einige Anmerkungen zu Opus 3 und Opus 16

Viel­leicht über­trei­be ich es – trotz des Ju­bi­lä­ums­jahrs – etwas mit mei­nen Blog­bei­trä­gen zum Thema Rach­ma­ni­now…???? Al­ler­dings zei­gen uns die Ver­kaufs­zah­len und die fast täg­li­chen An­fra­gen per Email nach wei­te­ren Aus­ga­ben, wie rie­sen­groß welt­weit das In­ter­es­se an Rach­ma­ni­nows Musik ist. Für Nach­schub in un­se­rem Ka­ta­log ist zu­min­dest ge­sorgt: zu­letzt er­schie­nen die bei­den Kla­vier­zy­klen Morceaux de fan­tai­sie op. 3 (HN 1491) und die Six Mo­ments mu­si­caux op. 16 (HN 1492). Und ob­wohl Rach­ma­ni­now ein sehr ge­nau­er Kor­rek­tur­le­ser sei­ner Erst­aus­ga­ben war, fan­den sich im Zuge der Edi­ti­on doch wie­der ei­ni­ge in­ter­es­san­te De­tails und Feh­ler, die in Nach­dru­cken bis heute ste­hen­ge­blie­ben waren.
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Neues aus der tiefen Lage: Koussevitzkys Kontrabasskonzert op. 3 endlich in Urtext-Qualität

Serge Kous­se­vitz­ky (1874-1951)

Ken­ner des Hen­le-Ka­ta­logs wis­sen be­reits, dass der Dresd­ner Kon­tra­bas­sist To­bi­as Glöck­ler bei uns re­gel­mä­ßig mit ex­zel­len­ten Neu­aus­ga­ben für sein In­stru­ment her­vor­tritt. Nach den klas­si­schen So­lo­kon­zer­ten (Dit­ters­dorf, Vanhal, Hoff­meis­ter) und So­lo­stü­cken aus dem 19. Jahr­hun­dert (Dra­go­net­ti, Ros­si­ni, Saint-Saëns) hat er sich nun an eines der gro­ßen ro­man­ti­schen Kon­zer­te ge­setzt: Serge Kous­se­vitz­kys 1905 in Mos­kau ur­auf­ge­führ­tes Kon­tra­bass­kon­zert in fis-moll – eines der wich­tigs­ten Werke über­haupt im Re­per­toire der Bas­sis­ten.

Kla­vier­aus­zug und Stu­di­en-Edi­ti­on der Par­ti­tur sind vor we­ni­gen Wo­chen er­schie­nen; Di­ri­gier­par­ti­tur und Or­ches­ter­ma­te­ri­al dazu wer­den vom Leip­zi­ger Hof­meis­ter-Ver­lag in Kürze vor­ge­legt. Damit haben die Kon­tra­bas­sis­ten rund um den Glo­bus jetzt eine ver­läss­li­che Grund­la­ge für die Be­schäf­ti­gung mit die­sem zen­tra­len Werk. Wie sehr diese bis­her fehl­te, schil­dert Her­aus­ge­ber To­bi­as Glöck­ler im Ge­spräch. Wei­ter­le­sen

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Zur Erstfassung von Verdis Streichquartett – Interview mit Anselm Gerhard

Giu­sep­pe Verdi (1813–1901), Fo­to­gra­fie von Fer­di­nand Mul­nier, um 1875

Un­se­re kürz­lich er­schie­ne­ne Neue­di­ti­on von Giu­sep­pe Ver­dis Streich­quar­tett in e-moll (Stu­di­en-Edi­ti­on HN 7588 sowie Ur­text-Stim­me­ne­di­ti­on HN 1588) war­tet mit einer klei­nen Sen­sa­ti­on auf. Denn der Her­aus­ge­ber, der Ver­di-For­scher An­selm Ger­hard, eme­ri­tier­ter Pro­fes­sor für Mu­sik­wis­sen­schaft in Bern, ent­deck­te vor kur­zem im Nach­lass des Kom­po­nis­ten eine bis dato un­be­kann­te Erst­fas­sung (als An­hang ent­hal­ten in HN 7588 sowie als Stim­me­ne­di­ti­on ver­füg­bar in der Henle Li­bra­ry App). Zur Ge­schich­te die­ser Ent­de­ckung und zu den Kon­se­quen­zen in der Ein­schät­zung die­ses ein­zi­gen grö­ße­ren Kam­mer­mu­sik­werks Ver­dis haben wir An­selm Ger­hard zu einem In­ter­view ge­be­ten. Wei­ter­le­sen

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Mehr Plattformen, spannende Funktionen – Neues zur Henle Library App!

Fast genau ein Jahr ist ver­gan­gen, seit ich an die­ser Stel­le über die Wei­ter­ent­wick­lung un­se­rer Henle Li­bra­ry App be­rich­tet habe. Höchs­te Zeit, un­se­re mehr als 63.000 ak­ti­ven User und alle hof­fent­lich bald Da­zu­sto­ßen­den auf Stand zu brin­gen. Viel hat sich getan, doch der Reihe nach:

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Happy birthday, Sergej! Ein frischer Blick auf Rachmaninows Préludes zu seinem 150. Geburtstag

Zum Thema Ser­gej Rach­ma­ni­now haben wir im Hen­le-Blog schon et­li­che Ar­ti­kel ver­öf­fent­licht, doch in die­sem Jahr darf ein Bei­trag zu ihm ganz si­cher nicht feh­len. Schließ­lich fei­ert der Kom­po­nist 2023 sei­nen 150. Ge­burts­tag und steht daher bei uns ganz be­son­ders im Zen­trum der Auf­merk­sam­keit. Zum Ju­bi­lä­ums­jahr wer­den wir nicht nur meh­re­re brand­neue Rach­ma­ni­now-Ur­text­aus­ga­ben her­aus­brin­gen (freu­en Sie sich z. B. auf die Pa­ga­ni­ni-Rhap­so­die und das 3. Kla­vier­kon­zert), son­dern haben uns auch eine zu­sätz­li­che Über­ra­schung über­legt… Wei­ter­le­sen

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Lücken in der Notierung. Zu Liszts „Mazeppa“-Etüde

Kürz­lich wur­den wir auf eine Stel­le in un­se­rer Edi­ti­on von Franz Liszts Études d’exécu­ti­on trans­cen­dan­te (HN 717) auf­merk­sam ge­macht, die bis­her in kei­ner be­kann­ten kri­ti­schen Aus­ga­be kom­men­tiert wird. Ben Yin, Kla­vier­schü­ler von Prof. Clau­di­us Tan­ski an der Uni­ver­si­tät Mo­zar­te­um in Salz­burg, fiel beim Stu­di­um der be­rühmt-be­rüch­tig­ten Ma­zeppa-Etü­de (Nr. 4 der Études d’exécu­ti­on trans­cen­dan­te) auf, dass beim ers­ten Auf­tritt des The­mas (T. 7 ff.) die Au­ßen­stim­men – im Ge­gen­satz zu der von bei­den Hän­den ab­wech­selnd ge­spiel­ten Mit­tel­stim­me – die Takte im 4/4-Me­trum nur un­voll­stän­dig aus­fül­len: Wei­ter­le­sen

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Verschlungene Pfade: auf der Suche nach Janáčeks Urtext

Nein, die Über­schrift ist kein Tipp­feh­ler. Die kürz­lich er­schie­ne­ne Janáček-Aus­ga­be heißt na­tür­lich Auf ver­wach­se­nem Pfade (HN 1505). Wenn man sich aber als Her­aus­ge­ber und Lek­tor auf die Suche nach dem gül­ti­gen Ur­text die­ses Wer­kes macht, muss man sich wahr­lich auf ver­schlun­ge­ne Pfade be­ge­ben. Aber be­gin­nen wir von vorn. Wei­ter­le­sen

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